Sie sind hier: Startseite » Wissenswertes
Manch ein Mitbürger von Oberreichenbach fragt sich vermutlich, nach welchen Personen sind die Straßen im neuen Baugebiet benannt? Warum heißt die Straße so? Was hat die Person mit Oberreichenbach zu tun? Und wer war das eigentlich?
Auch ich habe mich das gefragt und deshalb habe ich jemanden um Hilfe gebeten, der sich in der Geschichte Oberreichenbachs sehr gut auskennt.
Vielen herzlichen Dank an Herrn Roman Gibtner für seine Ausführungen!
Veit-vom-Berg-Straße
Pfarrer Veit vom Berg (1612 – 1675) soll aus einem altadeligen Geschlecht in der Nähe von Zirndorf stammen. Er besuchte die Lateinschule in Neustadt/Aisch, wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 als 20jähriger von Kroaten gefangengenommen und mißhandelt. Ihm gelang die Flucht nach Windsheim, von wo ihn Hunger und die Angst vor der Pest über Kitzingen nach Würzburg trieben. In Erfurt studierte er Theologie, kam aber dann in seine fränkische Heimat zurück und wurde 1640 als Pfarrer von „Oberhöchstadt“ und Steppach ordiniert. Da zu der Zeit kaum eine Pfarrei einen Geistlichen hatten, reichte sein Wirkungsbereich von Uehlfeld über Dachsbach, Emskirchen, Kirchfembach, Kairlindach bis nach Münchaurach und stand so immer wieder auch auf der Kanzel und am Altar der Kirche in Oberreichenbach. Diese Aufgabe war nur unter Lebensgefahr möglich. Einst rettete ihn sein Tagebuch vor dem Tode, in dem eine Kugel stecken blieb. Er schreckte auch nicht zurück, wenn er zu Pestkranken gerufen wurde. So wurde er zwischen Aisch und Aurach zu einem angesehenen und geachteten Mann. Ab 1648 wurde er Pfarrer von Uehlfeld. Dort verstarb er nach einer langen, aufopferungsvollen Tätigkeit im Jahre 1675.
Herr Roman Gibtner ist bei seinen Nachforschungen über die Geschichte Oberreichenbachs über ein Bildnis des hier genannten Pfarrers gestoßen. Deshalb heute dieser Nachtrag:
Christoph-„Heinrich“-Ellrodt-Straße
Pfarrer Ellrodts (1665 – 1705) großer Verdienst ist es, dass er in Oberreichenbach im Jahre 1680 eine eigene Schule einrichten ließ und vor Ort erstmals Schulunterricht stattfinden konnte. Er hatte sich zuvor beim zuständigen Superintendanten bitterlich darüber beschwert, dass die Anzahl der Kinder im Ort deutlich zunahm und der Weg in die Schule nach Münchaurach ziemlich weit und – besonders in der Winterzeit – wegen der dicken Waldungen sehr gefährlich wäre. Er setzte sich durch und so bekam Oberreichenbach auch seinen ersten Schulmeister: Es war Jobst Schmitt, vormaliger Schulmeister von Limbach.
David-„Heinrich“-Schroen-Straße
Pfarrer Schroen (1711 – 1734) war der Nachfolger von Ellrodt und nach den Beschreibungen ein Mann von „Ordnung und Genauigkeit“. Er hat u. a. ein Trauungs-, Sterbe- und Taufregister für seine Pfarrei angelegt. Ihm haben die Oberreichenbacher die Errichtung des ersten Schuldgebäudes im Jahre 1718 zu verdanken. Dieses stand an der gleichen Stelle, auf der sich heute noch der Nachfolgebau aus dem Jahre 1848/49 befindet.
„Anno 1718 den 31. Mai habe ich das Schulhaus zu Ober-Reichenbach aufrichten lassen, dabey aber es hart hergegangen, indem die Mittel bey dem Gotteshause schlecht, – da ich dann gute Freunde angesprochen, die ein Ziemliches verehrt, und ich es mit Gott in die Höhe gebracht habe“, so seine Eintragungen in die Pfarrmatrikel.
Graf-Berthold-Weg
Dem Grafen Berthold II. von Bergtheim verdanken wir die erste urkundliche Erwähnung Oberreichenbachs im Jahre 1136. Festgehalten ist der Ortsname „Richpach“ in einer Urkunde, in der der Graf Familienerbgüter u. a. in Oberreichenbach an das Kloster Michelsberg in Bamberg schenkt.
Katharinenweg
Eine Besonderheit wies die Oberreichenbacher Kirche über mehrere Jahrhunderte auf: Es war ein hölzernes Frauenbildnis, das auf der südlichen Altarseite stand und die 7. Äbtissin Katharina des Klosters zu Frauenaurach darstellte. Diese Katharina muss über einen langen Zeitraum starken Einfluss auf die Kirchengemeinde gehabt haben. Die Oberreichenbacher verehrten diese Katharina offenbar sehr und noch bis zum Jahre 1861 standen im Gotteshaus jährlich an Ostern die sog. „Kather-Eier“ (von Katharinen-Eier), Naturalabgaben in Form von Eiern zu Ehren der verehrten Katharina.
In einem alten Dokument wird über eine Katharinenkirche in Oberreichenbach berichtet. Es könnte durchaus sein, dass die Hl. Katharina zunächst die Patronin für unsere Kirche war und später ein Patronatswechsel hin zu St. Egidius stattgefunden hat. Das bleibt allerdings im Bereich der Spekulation.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Kirche im Nachbarort Rezelsdorf ebenfalls unter dem Patronat der Hl. Katharina steht.
Diese Karte des Amts Herzogenaurach aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ist auch für Oberreichenbach von gewisser historischer Bedeutung. Bei der Betrachtung der Karte ist zunächst wieder zu beachten, dass hier die Himmelsrichtungen nicht der heutigen Darstellungsweise entsprechen. Der eingezeichnete Kompass auf der Karte gibt die Orientierung. Leider leiden die Qualität und damit die Lesbarkeit der Karte durch die starke Verschmutzung.
„Obern Reichenbach“ liegt also hier grob gesagt rechts von Herzogenaurach. Interessant sind u. a. die Ortsbezeichnungen bzw. deren Schreibweisen. So z. B. „Dürnbuch“ für das heutige Buch, „Kloster Münichaurach“, „das Than“ für den Dohnwald und „Dantzenheidt“ für Tanzenhaid. Ebersbach und auch „Unter Reichenbach“ sind fälschlicherweise als Kirchdörfer kartiert.
Besonders erwähnt seien hier nur z. B. das „Herzogenauracher Halsgerichts“ in der Nähe des Galgenhofes, die Bezeichnung der „Hohen Straß“ (deren Verlauf ist grün eingezeichnet), viele „Weyer“ sind namentlich erwähnt, die Ortsverbindungsstraße Münchaurach – Oberreichenbach wird als „Die Straß aus den Land zu Francken“ beschrieben. Zwischen Retzelsdorf und Sauerheim existiert „Daß Hirttenhaus“. Bestimmt entdecken Sie noch die eine oder andere Besonderheit auf der Karte. Für geschichtsinteressierte Leser lohnt es sich auf jeden Fall, sie etwas länger „unter die Lupe“ zu nehmen. Viel Spaß dabei!
Roman Gibtner, im Mai 2021
Der Schaftriebstreit von 1493 *)
Streitigkeiten wurden zu dieser Zeit zwischen den jeweiligen Grundherren ausgetragen. In diesem Fall waren es der Abt Andreas vom Kloster Münchaurach und der Adelige Darius von Heßberg als Schutzherr für die Gemeinde Oberreichenbach. Anlass war das Behüten der Stoppelfelder nach der Getreideernte. Die sogenannte Stoppelhut war von alters her geregelt. In der Dorfordnung Oberreichenbachs von 1519 wird sogar ein Schaftrieb-Brief erwähnt, der leider nicht überliefert ist.
Die Stoppelweide lag natürlich nicht auf den Tag genau fest. Sie richtete sich nach den Witterungsverhältnissen. Verständlicherweise kann sich die Ernte um Wochen verschieben.
Dies wird wohl hier der Streitanlass gewesen sein. In unserem Bereich waren gewisse Stichtage festgelegt, und zwar: Laurenzi (10. August) für das Winterfeld und Bartholomäi (24.
August) für das Sommerfeld. Nach den von den Dorfmeistern festgelegten Termin durfte der Gemeindehirte die Felder, also das Unkraut, behüten. Der Kuhhirte hatte das Vorrecht, dann folgten die Schafe und zuletzt durften die Gänse noch einmal darauf gehütet werden. Der Schäfer konnte also erst dem Kuhhirten folgen. Der Nankenhofer Schäfer (Nankenhof war der Schafhof des Klosters Münchaurach) hatte wahrscheinlich nicht den Kuhhirten abgewartet. Als Schadensersatz hatten sich die Oberreichenbacher drei Hammel aus der Herde
weggenommen und sich dabei auf ihren Heßberg berufen, den der Schäfer natürlich
verfluchte.
Aus dem umfangreichen Schrifttext über diese „Irrung“, der aus der Zeit der Regentschaft des Markgrafen Friedrich des Älteren (1486-1515) stammt, ist vieles, da es sich um Manuskripte handelt, schwer zu entziffern. Hier wird ein Manuskript zur Veranschaulichung abgebildet:
Entzifferung:
„Armen Leut zu Oberreichenbach – uns hat der würdige, unser lieber getreuer Herr Andreas, Abt zu Münchaurach, klagende angebracht, wie ihr seinen Schäfer zu Markenhof
(=Nankenhof) seine Schafe wider alts Herkommen und Gebrauch auch über sein vollkommenliches rechtliches Arbeiten genommen habt, um daß er in die Stupfel getrieben, daß er doch zu dieser Zeiten gut Recht und von Alters her in Gebrauch also ererbt hab. Darauf ist begehren wir an euch im reicht. Ihm wollet dem gedachten Schäfer die drei Hammel, die
ihr einbehalten habt unangesehens von Stund an wiedergeben ……… Cadolzburg am der nächsten Tag nach Egidien (Montag 2. September) Anno 1493.“
Dieses ist aber wahrscheinlich nicht geschehen, denn die Oberreichenbacher werden sie zu ihrem Kirchweihfest geschlachtet und verzehrt haben.
(Anmerkung hierzu: Der Verfasser ging mit dieser Aussage vermutlich davon aus, dass die Oberreichenbacher ihr Kirchweihfest damals wie heutzutage an Egidien, also um den 1.
September, feierten. Dies dürfte nicht der Fall gewesen sein, denn Egidius als Patron unserer Kirche wird erst später erwähnt. In der Dorfordnung von 1519 wird eine Katharinenkirche
genannt. Die Umwidmung des Patronats erfolgte wohl später im Zuge der Reformation – Roman Gibtner).
*) Der Text wurde im Wesentlichen übernommen aus der Broschüre „Der Schafhof des Klosters
Münchaurach“ verfasst von Georg Christoph Kreß, 1993.
Ein ganz HERZLICHES DANKESCHÖN an Herrn Roman Gibtner für die Bereitstellung dieser „Episode“!
Wie wir schon hier Link zum Artikel beschrieben haben, haben die neuen Straßennamen eine große geschichtliche Bedeutung für unser schönes Dorf.
Vielen herzlichen Dank an Herrn Roman Gibtner für seine Ausführungen!
Graf-Berthold-Weg – Geschichtlicher Hintergrund
Bekanntlich verdankt unser Ort einer Schenkungsurkunde des Grafen Berthold von Bergtheim seine erste schriftliche Erwähnung. Der geschichtsinteressierte Bürger findet hier eine kurze Beschreibung des einstigen Rittergutes Bergtheim (heute Ortsteil der Gemeinde Gutenstetten), zu dem zeitweise auch der Trabelshof und Tanzenhaid gehörten. Graf Berthold starb im Jahre 1155. Das Geschlecht derer von Bergtheim starb bereits 1180 aus.
Auszüge aus den Original Dokumenten finden Sie hier: Rittergut Bergtheim – Lehnes
(Quelle: Georg Ludwig Lehnes, „Geschichtliche Nachrichten von den Orten und den ehemaligen Klöstern Riedfeld, Münchsteinach und Birkenfeld“, Band 2, S. 148-150, 1833)
Zum Verfasser des Textes:
Georg Ludwig Lehnes (* 17. April 1799 in Neundorf; † 9. Dezember 1849 in Höfen) war ein deutscher Archivschreiber und veröffentlichte zwischen 1833 und 1841 fünf Abhandlungen zur fränkischen Regionalgeschichte. Die Werke des frühen Heimatforschers werden bis in die Gegenwart als wertvolle Grundlagen der heimatgeschichtlichen Forschung angesehen. (Quelle: Wikipedia)
Die Frei(y)ung in Oberreichenbach [1]
(Text von Roman Gibtner)
Am 20. Dezember 1503 verlieh Kaiser Maximilian Sigmund von Hessberg, dem Besitzer von Neuhaus, dem auch Güter in Oberreichenbach gehörte, für sich und seine Lehennachfolger das Recht, im Schloss und Vorhof zu Neuhaus mit den zugehörigen Marken „Stock und Galgen aufzurichten“ und über den Blutbann richten zu dürfen.
In einer weiteren Urkunde vom 15. Oktober 1508 erweiterte Kaiser Maximilian diese Rechte unter anderem auch auf das Gasthaus in Oberreichenbach: „Wir Maximilian […] bekennen für uns und unsere Nachkhomen, am Reich offentlich mit diesem Briff und thun khunt allermmeniglich, daß […] Sigmunden von Hessberg in dem obbemelten Schloß Neuhaus, desselben Vorhow, der Zigenau und dem Bezirk, das alles Beschließende, auch in den Wirtheussern der dreyer Dörffer Attelsdorf, Grembsdorff und [Ober]Reichenbach, Keisserliche Freyhung zu habenn und zu halten geggeben, vergent und erlaubt…“
Es entspricht einem typischen Wirtshaus unserer Region, mit einem Schankraum im Erdgeschoss und einem Saal im Obergeschoss, der früher für die Kirchweih, aber auch Hochzeiten und andere Feiern genutzt werden konnte.
Dieser Hof hatte den Heßbergern, dann den Crailheimern in Neuhaus gehört. Vielleicht waren früher die Seckendorff Besitzer, die in Brunn Besitzungen hatten und angeblich auf der Alten Bürg bei Unterreichenbach gesessen hatten.
[1] Aus der Broschüre „Tag des offenen Denkmals“ von Dr. Manfred Welker, 13.09.2009
Der Rechtsstatus einer Frei(y)ung
Ein Freihaus, Freihof, Seelgut, eine Freiung, gewährte nach althergebrachtem Recht Gesetzesbrechern vorübergehend Schutz vor Strafverfolgung. In der eigenen, inneren Immunität konnte ihnen nichts geschehen. Der flüchtige Verfolgte, selbst ein Verbrecher, fand hier vom Früh- bis zum beginnenden Hochmittelalter hinein Schutz und Asyl. Asyl fanden „… alle und jegliche Personen, so darein als Notwehr, eines Todschlages schuldhalben, oder von andern redlichen Sachen wegen khomen, …“. Es wurden also nur solche Missetäter aufgenommen, die sich ein unvorsätzliches Vergehen hatten zuschulde kommen lassen. In allen Fällen prüfte der Freiungsherr vor der Aufnahme des Asylanten, ob dieser auch würdig sei, in die Freiung aufgenommen zu werden. Bei der Aufnahme in die Freiung hatte jeder Asylant Gebühren zu entrichten. Kaiserliche Freiungen schützten einen Missetäter grundsätzlich so lange, bis seine Sache vor Gericht gütlich beigelegt war. Der Asylant erhielt beim Verlassen der Freiung sicheres Geleit, um zum Gericht und wieder zurück zu gelangen.
„…damit fernerer Zankh, Cost, mühe undt schäden vermiethen bleiben.“
500 Jahre Dorfordnung von Oberreichenbach
1519 – 2019
(Text von Roman Gibtner)
Wir Oberreichenbacher können in diesem Jahr mit einem gewissen Stolz auf ein ganz markantes Datum in unserer Dorfgeschichte zurückblicken:
Am 06. April 1519 – also zu Lebzeiten Luthers und nur 11 Jahre nach der Ernennung unserer Dorfwirtschaft zur „Keisserlichen Freyhung“ durch Maximilian I. – verpflichteten sich die Bewohner Oberreichenbachs vor den Vertretern ihrer Herrschaft, die in einer schriftlich verfassten Dorfordnung festgelegten Punkte „unverbrüchentlich“ zu halten.
Oberreichenbach war damit eine der ersten Gemeinden überhaupt in unserer Region, die solch ein Regelwerk für die Bürgerschaft schuf. Auch deutschlandweit gibt es nur ganz wenige solcher Dokumente, die ein älteres Datum tragen. Die Oberreichenbacher waren also in dieser Hinsicht wirkliche Vorreiter und vielleicht auch Vorbild für andere Gemeinden.
Was ist eine Dorfordnung? Dorfordnungen regelten vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert das Zusammenleben der Gemeindemitglieder in einem Dorf. Sie wurden von der Gemeinde aufgestellt und von der Herrschaft nur bestätigt oder von der Herrschaft formuliert, fast immer jedoch im Einvernehmen mit der Gemeinde; es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Dorfordnung von der Obrigkeit zwangsweise oktroyiert wurde.
Unser Dorf war zu dieser Zeit ein sogenanntes Kondominium oder Kondominat. Das bedeutet, dass es mehrere Grundherren auf dem Gemeindegebiet gab. Deren Vertreter setzten ihre Siegel und unterzeichneten das Dokument. Es waren: Der Herzogenauracher Amtmann für den Fürstbischof von Bamberg, der Abt vom Kloster Münchaurach, der Cadolzburger Amtmann für den Markgrafen von Bayreuth-Kulmbach und der Vogt vom Rittergut Neuhaus, außerdem der Herzogenauracher Pfarrer Wydhössel. Zugegen waren auch fünf unparteiische Schiedsrichter aus den umliegenden Gemeinden Unterreichenbach, Eckenberg, Herzogenaurach, Attelsdorf (Adelsdorf?) und Münchaurach. Diese befragten im Vorfeld die Ältesten der Dörfer Oberreichenbach, Zweifelsheim und Mausdorf nach dem bisherigen Brauch und Herkommen.
Dieses denkwürdige Jubiläum nahmen wir uns zum Anlass, unter der Federführung unseres Kreisheimatpflegers Dr. Manfred Welker und unter aktiver Mitwirkung einiger Oberreichen-bacher Bürger, eine Publikation zu erstellen. Diese gibt nicht nur den Inhalt der Dorfordnung verständlich wieder, sondern erläutert auch einige geschichtlichen Hintergründe dazu. Es wurde aber auch ganz bewusst nicht darauf verzichtet, eine wörtliche Transkription des Originaltextes abzudrucken. So bekommt der interessierte Leser zusätzlich einen Einblick in das Deutsch der damaligen Zeit. Zusätzlich ist die erste Seite des handgeschriebenen Dokumentes großformatig abgebildet und gibt jedem die Möglichkeit, sich selbst am Lesen jener Handschrift zu versuchen.
Die Broschüre „Manfred Welker: „…damit fernerer Zankh, Cost, mühe undt schäden vermiethen bleiben.“ – 500 Jahre Dorfordnung von Oberreichenbach 1519 – 2019“ ist gegen eine geringe Schutzgebühr in Höhe von 3,00 Euro bei der Gemeindeverwaltung erhältlich. Interessierte Bürger Oberreichenbachs erhalten auf Nachfrage jeweils ein Exemplar gratis. Natürlich sind freiwillige Spenden zu Gunsten der Bürgerstiftung willkommen.
Am kommenden Wochenende wird in Oberreichenbach die jährliche Kirchweih zum Gedenken an die Weihe der Egidienkirche gefeiert. Wir laden Sie daher zum Festgottesdienst am Freitag, um 18 Uhr ein. Bei passendem Wetter findet der Gottesdienst im Freien statt. Außerdem wird noch ein runder Geburtstag gefeiert. Das alte Schulhaus in der Hauptstrasse wird 300 Jahre alt. Im Jahr 1718 errichtet, ist es nach mehrmaligen Umbauarbeiten, heute noch bewohnt und wird von der evangelischen Krichengemeinde als Gemeinderaum genutzt. Neben dem Besuch der Kirchweih können sich die Besucher/innen ein Bild machen, wie es früher in der Schule zuging. Organisiert von Inge Amm, Waltraud Frohring und Sandra Berlacher werden in einer kleinen Ausstellung historische Fotos, Zeitungsartikel und Schulsachen gezeigt. Diese kann man am Freitag nach dem Gottesdienst in der alten Schule besichtigen. Außerdem ist die alte Schule am Kirchweihsonntag von 13 – 18 Uhr nochmal für Besucher geöffnet.
Einen kleinen Einblick in die Ausstellung können Sie hier bekommen:
Den ausführlichen Bericht dazu finden Sie auf der Seite der Nordbayrischen Nachrichten:
Nachdem der Bericht zum neuen Baugebiet so gut bei den Lesern ankam, habe ich Herrn Gibtner gebeten noch etwas über das „alte neue“ Baugebiet zu schreiben…
Vielen herzlichen Dank an Herrn Roman Gibtner für seine Ausführungen!
Antoniweiher
Ich kann nur vermuten, dass der Weiher (und die sich daran anschließenden Äcker) nach dem Hl. Antonius von Padua benannt ist, der der Legende nach die sogenannte „Fischpredigt“ gehalten haben soll. Er soll die Predigt vor Fischen gehalten haben, nachdem niemand in seine Kirche gekommen ist.
Im Assing
Der Begriff kommt von der Freimarkung Osing (von mhd. asanc, entpr. absengen, Abgesengtes). Sie ist eine gemeindefreie Fläche, deren Nutzung nach bestimmten Regeln in bestimmten Zeitabständen unter den Berechtigten verlost wurde bzw. in einigen Gemeinde noch wird. Dieses Verfahren bzw. Rechtsbegriff geht bis zur Zeit Kaiser Karls dem Großen zurück.
Im Etschele
Im süddeutschen Raum stand früher der Begriff „Esch“ für die Flur. Vermutlich ist der Name „Etschele“ davon abgeleitet. Also bedeutet das dann so viel wie „In der Flur“.
Im Lohbeet
Der Begriff „Loh“ steht im Althochdeutschen für Hain, Lichtung, Gehölz, Gebüsch, Wald, im Mittelhochdeutschen (loch, lo) für Gebüsch, Wald, Gehölz oder lichtes Gehölz bzw. Gelände mit Sträuchern. Das Lohbeet ist also eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, das evtl. auch mit Sträuchern bepflanzt oder eingesäumt war.
In der Karte nicht erwähnt ist die Bezeichnung „Spitzacker“:
Am Spitzacker
Eigentlich selbsterklärend. Durch die vor allem in Franken gehandhabte Erbteilung wurde Grundbesitz wiederkehrend unter den Erbberechtigten gleichmäßig aufgeteilt (=Realteilung). So kam es mit der Zeit zu vielen kleinen Ackerflächen mit verschiedenen, meist sehr unökonomischen Zuschnitten (z. b. ein spitz zulaufender Acker). Erst die Flurbereinigungen in der neueren Zeit haben zu einer Flächenbereinigung geführt.
Kartenausschnitt von 1808-1864, der den Bereich der neuen Baugebiete Oberreichenbachs zeigt
Folgende Flurbezeichnungen sind hier noch erkennbar, die sich zum Teil in den heutigen Straßennamen wieder finden:
Manch ein Mitbürger von Oberreichenbach fragt sich vermutlich, nach welchen Personen sind die Straßen im neuen Baugebiet benannt? Warum heißt die Straße so? Was hat die Person mit Oberreichenbach zu tun? Und wer war das eigentlich?
Auch ich habe mich das gefragt und deshalb habe ich jemanden um Hilfe gebeten, der sich in der Geschichte Oberreichenbachs sehr gut auskennt.
Vielen herzlichen Dank an Herrn Roman Gibtner für seine Ausführungen!
Veit-vom-Berg-Straße
Pfarrer Veit vom Berg (1612 – 1675) soll aus einem altadeligen Geschlecht in der Nähe von Zirndorf stammen. Er besuchte die Lateinschule in Neustadt/Aisch, wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 als 20jähriger von Kroaten gefangengenommen und mißhandelt. Ihm gelang die Flucht nach Windsheim, von wo ihn Hunger und die Angst vor der Pest über Kitzingen nach Würzburg trieben. In Erfurt studierte er Theologie, kam aber dann in seine fränkische Heimat zurück und wurde 1640 als Pfarrer von „Oberhöchstadt“ und Steppach ordiniert. Da zu der Zeit kaum eine Pfarrei einen Geistlichen hatten, reichte sein Wirkungsbereich von Uehlfeld über Dachsbach, Emskirchen, Kirchfembach, Kairlindach bis nach Münchaurach und stand so immer wieder auch auf der Kanzel und am Altar der Kirche in Oberreichenbach. Diese Aufgabe war nur unter Lebensgefahr möglich. Einst rettete ihn sein Tagebuch vor dem Tode, in dem eine Kugel stecken blieb. Er schreckte auch nicht zurück, wenn er zu Pestkranken gerufen wurde. So wurde er zwischen Aisch und Aurach zu einem angesehenen und geachteten Mann. Ab 1648 wurde er Pfarrer von Uehlfeld. Dort verstarb er nach einer langen, aufopferungsvollen Tätigkeit im Jahre 1675.
Christoph-„Heinrich“-Ellrodt-Straße
Pfarrer Ellrodts (1665 – 1705) großer Verdienst ist es, dass er in Oberreichenbach im Jahre 1680 eine eigene Schule einrichten ließ und vor Ort erstmals Schulunterricht stattfinden konnte. Er hatte sich zuvor beim zuständigen Superintendanten bitterlich darüber beschwert, dass die Anzahl der Kinder im Ort deutlich zunahm und der Weg in die Schule nach Münchaurach ziemlich weit und – besonders in der Winterzeit – wegen der dicken Waldungen sehr gefährlich wäre. Er setzte sich durch und so bekam Oberreichenbach auch seinen ersten Schulmeister: Es war Jobst Schmitt, vormaliger Schulmeister von Limbach.
David-„Heinrich“-Schroen-Straße
Pfarrer Schroen (1711 – 1734) war der Nachfolger von Ellrodt und nach den Beschreibungen ein Mann von „Ordnung und Genauigkeit“. Er hat u. a. ein Trauungs-, Sterbe- und Taufregister für seine Pfarrei angelegt. Ihm haben die Oberreichenbacher die Errichtung des ersten Schuldgebäudes im Jahre 1718 zu verdanken. Dieses stand an der gleichen Stelle, auf der sich heute noch der Nachfolgebau aus dem Jahre 1848/49 befindet.
„Anno 1718 den 31. Mai habe ich das Schulhaus zu Ober-Reichenbach aufrichten lassen, dabey aber es hart hergegangen, indem die Mittel bey dem Gotteshause schlecht, – da ich dann gute Freunde angesprochen, die ein Ziemliches verehrt, und ich es mit Gott in die Höhe gebracht habe“, so seine Eintragungen in die Pfarrmatrikel.
Graf-Berthold-Weg
Dem Grafen Berthold II. von Bergtheim verdanken wir die erste urkundliche Erwähnung Oberreichenbachs im Jahre 1136. Festgehalten ist der Ortsname „Richpach“ in einer Urkunde, in der der Graf Familienerbgüter u. a. in Oberreichenbach an das Kloster Michelsberg in Bamberg schenkt.
Katharinenweg
Eine Besonderheit wies die Oberreichenbacher Kirche über mehrere Jahrhunderte auf: Es war ein hölzernes Frauenbildnis, das auf der südlichen Altarseite stand und die 7. Äbtissin Katharina des Klosters zu Frauenaurach darstellte. Diese Katharina muss über einen langen Zeitraum starken Einfluss auf die Kirchengemeinde gehabt haben. Die Oberreichenbacher verehrten diese Katharina offenbar sehr und noch bis zum Jahre 1861 standen im Gotteshaus jährlich an Ostern die sog. „Kather-Eier“ (von Katharinen-Eier), Naturalabgaben in Form von Eiern zu Ehren der verehrten Katharina.
In einem alten Dokument wird über eine Katharinenkirche in Oberreichenbach berichtet. Es könnte durchaus sein, dass die Hl. Katharina zunächst die Patronin für unsere Kirche war und später ein Patronatswechsel hin zu St. Egidius stattgefunden hat. Das bleibt allerdings im Bereich der Spekulation.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Kirche im Nachbarort Rezelsdorf ebenfalls unter dem Patronat der Hl. Katharina steht.
Dann kontaktieren Sie uns einfach jederzeit unter folgenden Kontaktmöglichkeiten: